People are friendly Spanisch lernen für Südamerika

Spanisch lernen ohne Talent

Reisen

Versuch macht klug

Mein Sprachtalent umfasst einzig und ausschließlich meine Muttersprache. Sobald es um Fremdsprachen geht, besteht mein Hirn mehr aus schwarzem Loch als aus grauer Masse. Vokabeln, Grammatik, Aussprache – selbst mit Fleiß und Ausdauer ist da wenig zu holen.

Und so gleicht auch mein wiederholter Versuch, Spanisch zu lernen, eher einem spielerischen Zeitvertreib als einer Erfolgsgeschichte. 

Versuch 1: Spanisch lernen fürs Studium

Damals, in einer Zeit vor Simultanübersetzungsapps und KI. Ein paar Semester in der Uni. Mit einem Intensivkurs in den Ferien ging es los, erstreckte sich über mehrere Semester und gipfelte in einem dringend für das weitere Studium benötigten Schein. War es Können oder Mitleid des Dozenten? Ich bestand. Und um mehr ging es mir damals nicht.

Immerhin konnte ich den Verkäufern, Taxifahrern und Obern in Mexiko und Spanien mit meinen zusammenhangslosen Wortbrocken situationsbedingt verdeutlichen, was ich wollte. Sie lächelten milde, wenn ich etwas von cuenta, cuesto, cuesta cuento und cuánto cuesta faselte. Oder mucho gusto sagte und muy bien meinte. Noch heute rutsche ich nervös auf meinem Stuhl hin und her, peinlich berührt von meinem eigenen Unvermögen. Doch zu meinem Erstaunen hat es trotzdem immer irgendwie geklappt.

Versuch 2: Spanisch lernen fürs Ego

Der Beginn der Sprachlernapps, gutes Marketing und der eigene Anspruch, die rudimentären Spanischkenntnisse mal wieder aufzufrischen, ließen mich einen erneuten Versuch wagen. Mit Babbel. Vielleicht lag es daran, dass ich den falschen Kurs gewählt habe. Ich kann mich nur noch dunkel daran erinnern, dass ich in einem Abschnitt die komplette spanische Schminkpalette lernen sollte. Gefangen zwischen Make-up und Mascara, Nagellack und Nachtcreme gab ich auf. Ende der Geschichte.

Versuch 3: Spanisch lernen für die Reise

Das Ziel endlich vor Augen, die Zeit knapp, die Panik groß. Denn ohne grundlegende Spanischkenntnisse wird es in Südamerika schwierig, heißt es. Babbel war raus, zu groß die Angst vor noch mehr Schminke. Blieb da noch Duolingo.

Ich habe zunächst die kostenlose Version getestet, was zu Beginn gut funktioniert hat. Die ersten Lektionen sind recht einfach, sodass man kaum Fehler macht und schnell vorankommt. Doch schon bald wurde es schwieriger. Hinzu kamen vermeidbare Fehler, die jeweils ein Herz kosteten. Und nach fünf Herzen ist erst mal Schluss. In der Antwort vertippt: ein Herz weniger. In der Wortpaar-Challenge zu schnell getippt: wieder ein Herz weniger. Also habe ich bald in Super Duolingo investiert. Schließlich wollte – nein, musste – ich zügig vorankommen.

Inzwischen lerne ich schon seit ein paar Monaten täglich mit Duolingo. Mal sind es 5 Minuten, mal ist es eine halbe Stunde oder sogar länger. Was ich kann: Meinen Namen sagen. Schuhe kaufen. Bier, Cocktails oder Kaffee mit/ohne Milch bestellen. Eine kontextbezogene nicht appgestütze Konversation zu führen, wird für mich dann schon schwierig bis unmöglich.

Viele Sätze sind so an den Haaren herbeigezogen, dass ich regelmäßig stirnrunzelnd bis mäßig verstört auf mein Smartphone blicke.

Beispiele gefällig?

  • Bebemos leche con nuestras mascotas: Wir trinken Milch mit unseren Haustieren.
  • Vivimos felices con nuestros peces: Wir leben glücklich mit unseren Fischen.
  • Los caballos comen muy bien aquí: Die Pferde essen hier sehr gut.
  • Ana, tu planchas muy bien: Ana, du bügelst sehr gut.
  • Voy a limpiar el baño más tarde. El señor Bigotes está en el inodoro ahora: Ich werde das Badezimmer später putzen. Herr Bigotes ist jetzt auf der Toilette. [Anmerkung: Herr Bigotes ist eine Katze.]

Und was bedeutet das jetzt?

Ich mache weiter, Tag für Tag. So wie ich das immer tue, selbst wenn es keine Hoffnung gibt. Denn die Vergangenheit hat mich gelehrt: Fehlendes Talent lässt sich durch Fleiß und Ausdauer ersetzen. Manchmal zumindest. Und vielleicht ist es ja auch schon als Sprachbegabung zu werten, wenn man seit der Sendung mit der Maus auf Finnisch bis drei zählen kann.

Duolingo auf einen Blick

Vor- und Nachteile von Duolingo

Positiv

  • Der spielerische Ansatz animiert zum Lernen.
  • Die Lektionen bauen gut aufeinander auf.

Negativ

  • Es gibt keine weiterführenden Infos zu Grammatik oder neu eingeführten Strukturen.
  • Beim Lernen des Wortschatzes werden einige Wörter immer und immer wieder angezeigt, andere kommen gar nicht vor.
  • Die unbegrenzte Anzahl an Herzen animiert dazu, sich selbst zu bescheißen.
  • Das Lernen ist so sehr unterstützt, dass fraglich ist, ob das Erlernte außerhalb der App im wahren Leben Bestand hat.

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Hier schreibt Andrea

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