Sehenswürdigkeiten in Havanna

Reisen

Im Rhythmus der Revolution

Es ist gegen Abend als wir endlich auf Kuba landen. Ein Urlaubsflieger voll sonnenhungriger Touristen, die dem deutschen Winter entfliehen wollen. Viele von ihnen bereit, um in Varadero ins All-inclusive-Resort einzuchecken und dieses erst nach zehn Tagen mit gesunder Bräune wieder zu verlassen.

Die Busse und Reiseleiter warten schon vor dem Terminal. Geschäftiges Treiben. Aufgeregtheit, in den richtigen Bus zu steigen, ihn rechtzeitig zu erreichen. Das Gepäck im Schlepptau und immer im Blick. Für uns ist keiner dieser Busse bestimmt. Unser Blick geht in Richtung eines Taxis, das kaum als solches zu erkennen ist. Eine alte, schwarze Limousine, ohne Klimaanlage, ohne Komfort. Wir verständigen uns mit dem Fahrer, dass er uns weiter nach Havanna bringt.

Kuba im Überblick

Von Null auf Wow

Es ist immer der erste Eindruck, der zählt, heißt es. Doch inzwischen ist es schon spät, draußen finster, die Schönheit des Landes nicht mal mehr zu erahnen. Wir holpern über die Straße in Richtung Westen. Kleine Häuser ziehen an uns vorbei, auch Behausungen liegen entlang des Wegs. Schattengestalten darin, die sich im Schein der hellen Glühbirnen bewegen oder auch nicht. Ansonsten alles grau in grau. Wenig einladend. Die Fenster im Auto nach unten gekurbelt, der warme Fahrtwind und der Geruch nach dem Grün der Landschaft und dem Blau des Meeres in der Luft. Hin und wieder auch nach brennenden Autoreifen. Der erste Eindruck lässt uns nichts vom Oldtimer-Charme, Zigarrenduft und den Rhythmen des Buena Vista Social Clubs spüren. Und doch wissen wir schon jetzt: Es wird gut.

So gut, dass wir kein zweites Mal nach Kuba wollen. Denn all die positiven Erinnerungen, die wir während der nächsten Tage sammeln dürfen, die Alltagsszenen, die sich im neuronalen Netzwerk unseres Gehirns verankern und die kleinen Geschichten, die uns staunen lassen, möchten wir mit nichts anderem überdecken. Alles soll so gegenwärtig, so bunt und real bleiben, wie wir es erlebt haben. Es soll nicht der Enttäuschung weichen, die sich im Herzen breit macht, wenn Erwartungen, die wir beim ersten Mal nicht hatten, kein zweites Mal erfüllt werden.

Zwischen Tradition und Disneyland

Als wir Havanna erreichen, ist es mitten in der Nacht, die Straßen leergefegt. In unserem kleinen Hotel im Zentrum scheint keiner mehr mit unserem Erscheinen zu rechnen. So bleibt uns kurz Zeit zum Staunen und Genießen. Denn plötzlich ist er da, dieser Flair, der uns empfängt und einhüllt, als wir durch die schwere, dunkle Holztür treten. Ein mehrere Meter hohes Portal in eine andere Welt. Eine grazile Art-Déco-Statue heißt die Gäste willkommen, in zarter Nacktheit und von anmutiger Eleganz. Der schwarz-weiß geflieste Marmorboden des Innenhofs ist eingefasst von steinernen Säulen. Dazwischen Sessel und Palmen, darüber Balkendecken und historische Lüster.

Auf den eben noch leeren Straßen tobt nur ein paar Stunden später das kubanische Leben. Straßenverkäufer ziehen mit ihren Pritschen durch die schmalen Gassen, darauf Ananas, Bananen, Blumen, Zwiebeln und allerlei andere Waren. An einer Ecke warten flauschige Hundewelpen in Gitterkäfigen auf ihre neuen Besitzer, an einer anderen fettige Churros und gut gekühlte Kokosnüsse auf den Verzehr. Die Plätze im Zentrum sehen aus wie geleckt, kein Schmutz, kein Müll. Nur die Hundehaufen erfordern ein Mindestmaß an Aufmerksamkeit. Die Häuser sind frisch renoviert, die Fassaden frisch verputzt und frisch gestrichen. Ein bisschen Disneyland und viel Tradition. 

Der Luxus des Einfachen

Wir lassen die Altstadt hinter uns, folgen der kilometerlangen Uferstraße, dem Malecón, und machen immer wieder Abstecher in die Seitengassen. Es dauert nicht lang, bis das mit etwas zu viel Make-up und Rouge übertünchte Havanna dem ursprünglichen weicht. Hier sind die Fassaden nicht frisch renoviert und bunt gestrichen. Hier bröckelt der Putz und ist schmutzig grau. Die Straßen sind kaputt und staubig. Der einzige Luxus, den es gibt, hat zwei Buchstaben und ist äußerst fragil: Für ein Ei, vielleicht auch mehrere, stehen Menschen in einer meterlangen Schlange an. Es dauert oft Stunden, bis das vergitterte Fenster, durch das ein Händler die begehrte Ware reicht, in greifbare Nähe rückt. 

Ohne Gitter geht es nicht. Sie sind überall. Auch irgendwo in einer kleinen Straße, in die wir ungeplant stolpern, als wir diesem betörenden Pizzaduft folgen, der plötzlich in der Luft liegt. Das unscheinbare Verkaufsfenster mit seinen Metallstäben ist dank der Menschenschlange davor nicht zu übersehen. Wir reihen uns ein zwischen die Einheimischen und warten geduldig mit knurrendem Magen. Es lohnt sich: Für ein paar Pesos bekommen wir die weltbeste kubanische Pizza. Ein großes Stück direkt auf die Hand. Auf Kuba gilt: Man nimmt, was man kriegen kann. 

An einem anderen Tag, in einem anderen Bistro wählen wir aus der überschaubaren Karte Pommes. Wie naiv. Denn Pommes gibt es nicht, Kartoffeln sind Mangelware. Die Bedienung verspricht uns etwas ganz ähnliches, nur sehr viel besseres, und serviert uns kurz darauf die ersten frittierten Kochbananen unseres Lebens. Aus diesem kurzen Flirt mit dem Unbekannten erwächst schnell bedingungslose Liebe. Bananen-Chips, Bananen-Suppe, Bananen-Beilage begleiten uns von da an durch jeden Tag.

Protzende Superlative

Doch wir sind nicht fürs Essen nach Kuba gereist, sondern für die vielen Klischees, auf deren Spuren wir uns begeben. Und so landen wir schon bald in einem dieser chromglänzenden Oldtimer, einem nagellackroten Ford Thunderbird aus den 1960er-Jahren, der sein wahres Alter gut verbirgt. Er blitzt und blinkt wie neu und ist der ganze Stolz unseres Fahrers, eines kubanischen Cowboys, dem anstelle der rund 150 PS ebenso gut eine einzige Pferdestärke gut zu Gesicht stünde. Er fährt uns einmal quer durch Havanna, vorbei an den wichtigsten Gebäuden bis hin zum Platz der Revolution.

Die weitläufige Asphaltwüste verstärkt die Hitze der Stadt. An zwei grauen Betonklötzen schräg vor uns prangen Metallgestellbilder von Fidel Castro und Che Guevara. Überdimensional und unverwüstlich. Eine halbe Drehung hinter uns reckt sich ein mehr als 100 Meter hoher Turm gen Himmel, das José-Martí-Denkmal und zugleich das höchste Gebäude der Stadt. Von hier gehen wir zu Fuß weiter und tauschen die sozialistische Szenerie gegen den morbiden Charme des größten Friedhofs der Gegend. Wir flanieren zwischen Tempeln und Mausoleen, Engeln und Gekreuzigten, Gruften und Gräbern. Auch hier zeigen sich die typischen Zeichen des Verfalls. Zerbrochene, angehobene und abgesenkte Marmorplatten gewähren Einblicke in die Unterwelt. Zum Glück ist diese zu finster und das Sonnenlicht zu grell, um mehr als die bloße Dunkelheit zu erkennen.

5 Kubaner mit dem Kontrabass

Von der Totenstille ist schon bald nichts mehr zu hören. Zurück in der Stadt strapaziert uns diese mit dem Geratter und Geknatter, Gehupe und Geschimpfe der temperamentvollen Verkehrsteilnehmer. Wir halten irgendwo an einer Straße inne, um die Oldtimer zu beobachten, wie sie um die Ecke biegen. Einer schöner als der andere. Dazwischen flitzen gelbe Knutschkugeln an uns vorbei, die Coco Taxis, eine Art Motor-Rikschas, die als billiges Transportmittel gelten und von Einheimischen wie Touristen rege genutzt werden. Während hier alles fährt, was mindestens zwei Räder hat, sieht es nur einen Katzensprung entfernt ganz anders aus. Mitten in der Stadt entdecken wir auf einer Freifläche historische Dampflokomotiven und Waggons, längst stillgelegt und Teil des Eisenbahnmuseums. Immerhin: Auch Kubas Züge sind inzwischen elektrifiziert oder werden von Dieselloks gezogen.

Es gäbe noch so viel mehr zu erzählen. Von der Zigarrenfabrik mit ihren frisch gerollten Rauchwaren und dem Tabakduft in der Luft. Von den Musikern, die abends plötzlich an jeder Straßenecke und in jeder Kneipe mit Tres, Gitarre, Kontrabass, Maracas und Bongo und ihren kubanischen Rhythmen für Stimmung sorgen. Von Ernest Hemingway, der nicht nur in der ein oder anderen Bar seine Spuren hinterlassen hat. Von den Paladares, den privaten Wohnzimmer-Restaurants, in denen zwischen allerlei Plüsch und Deko familiär gespeist wird. Und von den vielen Kneipen und Bars, in denen kubanischer Rum einfach so viel besser schmeckt als zuhause – egal, ob er 3 oder 7 Jahre alt ist und egal, ob er als Mojito oder Cuba Libre serviert wird.

Beste Reisezeit für Kuba

Kuba hat ein tropisches Klima mit ganzjährig warmen Temperaturen um die 25 bis 30 Grad. Die Trockenzeit zwischen November und April gilt als die beste Reisezeit. Dann ist es sonnig, trocken und angenehm warm. Die Hauptsaison mit entsprechend teureren Preisen liegt zwischen Dezember und März. In der Regenzeit zwischen Mai und Oktober sind die Temperaturen höher, es gibt häufig kräftige Schauer und die Luftfeuchtigkeit ist entsprechend hoch. Zwischen Juni und November besteht das Risiko tropischer Stürme.

Regional zeigen sich leichte Unterschiede: Der Westen rund um Havanna ist im Winter etwas kühler, während der Osten rund um Santiago de Cuba ganzjährig wärmer und feuchter bleibt.

Sehenswürdigkeiten in Havanna

Eine kleine Auswahl an Sightseeing-Highlights, die wir selbst besucht haben.

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Hier schreibt Andrea

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